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Künstler: Disbelief Album: 66Sick Erscheinungsjahr: 2005 Anspieltipp: For god? Autor: Markus Brachiale Sounds, innovatives Songwriting und ein Frontmann der Shouterkollegen wie Max Cavalera locker zum Muttersöhnchen degradiert, dies sind seit Jahren die Markenzeichen von Disbelief, einer Kapelle aus good old Germany, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, dem guten alten Death Metal frische Impulse zu verleihen und äußerst vielschichtige, extreme Alben zu veröffentlichen. Egal welches ihrer letzten drei Outputs man sich herausgreift, „Worst enemy“, „Shine“ und „Spreading the rage“ strotzen allesamt nur so vor Kraft und bieten neben tosenden Lärmwänden auch reichlich experimentelle Arrangements, die die Band meilenweit aus der grauen Masse durchschnittlicher Combos hervorheben. Besagte Scheiben wurden von Kritikern in aller Welt mit Lobeshymnen überschüttet, sodass die Band vor der schwierigen Aufgabe stand, die sich selbst gesetzte Messlatte zu erreichen oder gar zu übertreffen. Sind Disbelief also in der Lage dem enorm hohen Erwartungsdruck standzuhalten? Zunächst einmal kann festgestellt werden, dass die Hessen ihren Sound gegenüber dem direkten Vorgänger „Spreading the rage“ – wie bisher jedes mal in der Bandgeschichte - etwas weiterentwickelt haben. Aber keine Angst: Weiterentwicklung heißt bei Disbelief nicht radikale Umorientierung, denn die zwölf Songs auf „66Sick“ verwandeln noch immer jeden noch so braven Kaffeeklatsch in ein chaotisches Schlachtfeld. Veränderung sind in erster Linie hinsichtlich der Produktion auszumachen. Statt Andy Classen hat dieses mal Tue Madsen die Regler bedient und den Jungs einen äußerst wuchtigen aber gleichzeitig differenzierten Sound verpasst, welcher ihnen sehr gut zu Gesicht steht. Des weiteren hat man an der Eingängigkeit der Kompositionen etwas gefeilt, was aber beileibe nicht heißt, dass wir es hier mit seichter Kost zu tun haben. Jedenfalls brauchen fette Abrissbirnen wie „Sick“ oder „For god?“ kaum noch Eingewöhnungszeit und bleiben fast unmittelbar im Gehör haften, wenngleich der potenzielle Hörer schon in Berührung mit derben Klängen gekommen sein sollte. Interessant ist auch die Tatsache, dass Disbelief ihr Tempo häufiger variieren als in der Vergangenheit. Neben galoppierenden Brechnern wie dem Überhammer „Crawl“ gibt es auch Songs, die etwas gemäßigter daherkommen, aber eine ebenso intensive Stimmung verbreiten. „Continue (from this point)“ oder das erste Video „Rewind it all (death or glory)“ sind einfach Musterbeispiele für emotionale Todesbleikunst mit enormem Tiefgang. Shouter Karsten „Jagger“ Jäger beeindruckt erneut mit einer absolut unglaublichen Performance. Seine unbarmherzigen Schreie erfassen jede Faser des Körpers. Passend zu den nochmals tiefer gestimmten Gitarren, tönt er dieses mal noch düsterer und verzweifelter als in der Vergangenheit, ist sich aber auch nicht zu schade einige cleane Passagen zum Besten zu geben. Fazit: Disbelief erfüllen die Erwartungen zu genau 100%. „66Sick“ kann es tatsächlich mit seinen vielgepriesenen Vorgängern aufnehmen. Die Weiterentwicklung im Sound erscheint durchaus logisch und untermauert die Vielseitigkeit, mit der die Truppe seit jeher zu Werke geht. Alles andere als die Höchstnote wäre hier eine absolute Frechheit.
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